Schon oft angesprochen und deshalb wahrscheinlich nicht mehr im Fokus des Themas, aber immernoch immens wichtig: keine Statistik (auch nicht die Winrate) ist wirklich aussagekräftig bis (ich schätze mal ins Blaue) 300 Spielen. Und selbst ab dann sind die Statistiken mit Vorsicht zu genießen:
Es wurde als eine zu schätzende Qualität genannt, auch gegen schwächere Teams zu gewinnen - das sehe ich tatsächlich zumindest ein wenig anders. Mal ein Beispiel: wenn ein Fußball-Bundesligist im DFB-Pokal gegen einen Sechtligisten antritt, geht man davon aus, dass er gewinnt und tut das in den meisten Fällen auch. Dennoch wird im Vorhinein immer gewarnt, dass auch die „Kleinen“ gewinnen können, was sie tatsächlich manchmal auch tun. Hier liegt das meistens daran, dass die Erstligisten den „Kleinen“ unterschätzen und die „Kleinen“ selbst einen guten Tag erwischen und kämpfen bis zum umfallen. Dass die Kleinen dann evtl sogar verdient gewinnen, setzt aber eins voraus: nämlich ein gewisses Maß an Grundqualität.
Ähnliche Konstellationen gibts auch bei Tichu-Games - mit den Unterschieden, dass es beim Tichu zum einen 4 statt 2 Parteien und zum anderen keine „Grundqualität“ und sowas wie unausgesprochene Grundregeln/Mechanismen gibt (deren Bestehen man natürlich auch taktisch gebrauchen kann) gibt.
Wenn ich also gegen random Spieler spiele, kann es sein, dass 2 von 4 Spielern absolute Neulinge sind, deren Spielweisen absolut unberechenbar (sogar für den Spieler selbst) sind (auch von Runde zu Runde), weil die Regeln neu sind oder weil man mit dem Kopf woanders ist oder oder oder… Dadurch existiert nicht mehr die grundsätzliche Spieldynamik und auch sowas wie im Grunde gute Karten haben keine Aussagekraft mehr. Ideen, die man entwickelt, um zu gewinnen, kann man auf den Haufen werfen, weil keine der potenziellen Reaktionen geschieht. Wenn man dann gewinnt, hatte man entweder nicht zu schlagende gute Karten ordentlich gespielt, nen ordentlich Mate oder einfach nur Glück gehabt. Solche Spiele aber dann absolut gleichgewichtend in den Statistiken drinzulassen, stelle ich zumindest mal in Frage. Zumal solche Spiele mehr werden, wenn man das Ziel von Felix und Mathias, die App größer werden zu lassen, betrachtet.
Mir ist klar, dass die Funktion, ein paar spiele gegen die KI machen zu müssen, bevor man online spielt, dagegen vorgehen soll. Und mir ist auch klar, dass selbst bei solchen Spielen allgemein gute Spieler vss. auch häufiger gewinnen, als andere. Aber eben nicht in dem prozentualen Unterschied, als es normal der Fall wäre. Durch so viele unerfahrene oder/und qualitativ minderwertige Mitspieler im Pool werden statistische Bilder m.E. ziemlich verzerrt.
Deshalb plädiere ich nach wie vor für ein Ligasystem, in dem bspw. die Winrates ligabezogen ermittelt werden.
Ich würde sagen, dass selbst 300 Spiele eigentlich zu wenig sind, um eine Statistik in so einem zufallsbehafteten Spiel wie Tichu zu beurteilen. Tendenzen sieht man schon viel früher, aber wenn ich mich festlegen wollen müsste, wäre mir das zu wenig. Selbst bei 500 macht sich eine schlechte oder gute Phase noch spürbar bemerkbar. Bei 1000 Spielen hingegen hat sich alles schon so weit eingependelt, dass nicht mehr viel Bewegung stattfindet. Ich merke das bei meinen 800 schon, dass die Werte sehr gefestigt sind. Du musst schon eeeeeextrem lange scheiße oder sehr gut spielen, dass du dort überhaupt nochmal signifikant etwas veränderst. Du kannst auch 10 Spiele nach Gang verlieren und siehst das statistisch nicht mal. Einzelne Phasen haben halt nicht mehr die Relevanz und so sollte es sein.
Hinzu kommt, dass große Accounts nicht so schnell von diesen ganzen Sperrregeln betroffen sind, weshalb es seit der Einführung der Anti-Cheat-Regeln mehr denn je Sinn ergibt, viel zu spielen und halt eben auch gegen viele verschiedene Spieler, denn ausgewählt gegen ein paar wenige.
Stichwort Anfänger. Es stimmt zwar ein bisschen was du sagst. Anfänger machen ein Spiel oftmals unberechenbar und spielen schlecht. Allerdings spielen alle mit diesen unberechenbaren Spielern. Laut deiner These müsste ein Spieler, der nur gute Tische spielt ja sogar klar im Vorteil sein, denn wenn du nur gute Spieler bespielst, nimmst du quasi die Willkür, deren Mechanismen alle anderen unterliegen, heraus. Es gibt aber offenbar große Unterschiede in der Interpretation und schlussfolgernden Spielweise auf dieses willkürliche Spiel. Anders ist nicht zu erklären, warum der eine oft mit schlechten Spielern gewinnt und der andere im Mittel nach drei Runden genervt und nicht mehr anwesend ist.
Durch dieses bunte Durchspielen findet eine Glättung zwischen den Spielern stattfindet. Denn das schlechte Spiel betrifft ja durchaus nicht nur Anfänger (bzw. ist ja nicht gleich jeder Anfänger schlecht und unberechenbar), sondern auch durchaus schwache Vielspieler, die alle immer wieder auf beiden Seiten antreffen. Aber wenn du drei Spieler am Tisch hast, die nicht wissen was sie tuen, kommt zwar teilweise überhaupt nicht mehr, aber teilweise eben auch grade sehr deutlich die individuelle Qualität des Einen zum Tragen. Denn es betrifft nicht nur die Intelligenz, sondern auch das spielerische Niveau: Je besser du bist, desto eher kommst du mit allen neuen Situationen- nicht zuletzt halt eben auch Inkompetenz- zurecht. Es ist kein Zufall, dass unter gleichen Vorzeichen immer die selben Spieler oben, die selben in der Mitte und die selben unten stehen. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Und ja, ich weiß, ich spreche da aus einer komfortablen Position heraus, beobachte das ganze Treiben aber auch seit tausenden von Spielen und du weißt, wie akribisch ich Dinge analysiere. Die Muster ziehen sich immer wieder durch- und das nicht nur hier, sondern in allen Bereichen des Lebens.
Es gibt eigentlich nur eine sehr sehr unfaire Konstellation und das ist, wenn du selber mit einem beschissenen und unerfahrenen Spieler gegen zwei starke Spieler spielen musst (lassen wir die Karten mal außen vor)
und das nicht alle immer machen. Wenn zwei sehr sehr gute Spieler zusammen gewürfelt werden und du selber den Anti-Tichuaten erwischst, müsste eigentlich irgendein Mechanismus greifen, der das unterbindet. Nur so fair und selbstkritisch muss man auch sein: selber nimmt man das auch gerne, weil das schon die halbe Miete zum sicheren Sieg ist. Aber ich wünschte mir, sowas gäbe es nicht.
Und außerdem: Man hat ja immer die Möglichkeit nicht zu spielen. Wenn ich ein Spiel halt sau unattraktiv fände, zum Beispiel weil ich alle nicht mag oder sie nicht gut spielen; oder weil vielleicht nur ein Spieler ganz interessant ist, ich den anderen nicht kenne und der vierte ein No-Go ist; oder ich mir einfach nur denke "neee komm jetzt, ich habe Bock auf ein tolles Spiel, mit den Dreien jetzt nicht" - dann drück halt nicht auf Start. Die Chance haben wir ja zum Glück mittlerweile. Dann lässt du halt die Drei durch und probierst es in 5 min wieder. Who cares?
Ligen wäre auch mein Traum, aber es sind dafür scheinbar noch zu wenige Spieler. Denn angedacht war das ja.
Zumindest schon mal zwei Klassen wäre gut. Erfahren + erfahren oder winratestark + winratestark & auf der anderen Seite Anfänger + Anfänger oder winrateschwach + winrateschwach