@unconscious zuerst einmal: Schön, dass du wieder da bist. Was ist los mit dir? Ein halbes Jahr verschollen und dann DIESES Comeback, mit Beiträgen im Forum und 80.000 Spielen innerhalb eines Tages?
Und jetzt zur Winrate.
Wir sollten zuerst einmal die beiden Winrates erklären. Es gibt im Leaderboard als Ansicht die normale „winrate“. Diese gibt die prozentuale Gewinnrate all jener Spiele an, bei denen ein Spieler auch wirklich teil genommen hat. Er hat also am Tisch Platz genommen, sich entschieden zu spielen, die Karten aufgenommen, geschupft und dann (im Idealfall) bis zum Ende gespielt. Verlässt er irgendwann, zum Beispiel aufgrund eines Rückstands oder aus Zeitmangel, schlechtem Netz oder what ever den Tisch, gibt es einen Exiteintrag und damit verbunden auch eine statistische Niederlage. Das ist bei beiden Winrates gleich.Spiele, bei denen er noch vor dem Schupfen den Tisch verlassen hat, werden hier NICHT gewertet, existieren also quasi nicht. Anders bei der „adjustierten Winrate“. Dort wird letzter Sachverhalt konsequent als Niederlage gewertet- auch wenn der bot gewinnt.
Was der Sinn dieser „adj. Winrate“ sein soll, habe ich bis heute nicht ganz verstanden. Fakt ist, sie stellt Spieler, die vor dem Spielen das Feld verlassen statistisch natürlich sehr viel schlechter dar, als sie sind. Aber einen wirklichen Aufschluss über die Spielstärke des Spieler gibt sie natürlich nicht mehr. Gute Spieler gewinnen auch mit schlechten Mates noch 50 % ihrer Spiele oder mehr. Bei der „adjustierten Winrate“ sind es jedoch immer 100 % Niederlagen. Der Sinn dahinter soll womöglich sein, dass keiner mehr ein Spiel vor Spielstart verlässt, wenn ihm ein schlechter Mitspieler zugeteilt wird.
Ich hätte jedoch einen Vorschlag für eine bessere Art der adjustierten Gewinnrate. Vorher will ich jedoch erst noch kurz auf die Debatte der Spielstärke eingehen:
Dieses Palaver immer mit „liegt alles an besseren Karten, schlechteren Gegnern, besseren Mitspielern…“ ist immer das gleiche Gerede von Leuten, die nicht akzeptieren und erkennen, dass andere vielleicht besser spielen. Denn wenn ich nicht weiß, warum andere besser sind, dann sehe ich die Gründe nicht und suche irgendwo anders. Am besten in externen Umweltfaktoren. Fakt ist jedoch, die Spielstärke bestimmt am Ende immer wieder die Platzierung. Die besten Spieler können sich 1000 neue Accounts machen und alle Regeln können 5000 mal geändert werden, am Ende stehen immer wieder die selben Spieler oben, die selben in der Mitte und die selben Spieler unten. Und wenn deine Gewinnrate 55 % ist, dann nützt dir auch der zehnte Anlauf nichts, du wirst immer wieder bei etwa 55 % landen, insofern du nicht selber das Spiel verbesserst. Man muss begreifen, dass die Spielstärke der Spieler die Platzierung bestimmt. Alles andere wie mates, Gegner, Kartenglück usw. kann was ausmachen, aber im Endeeffekt kannst du dich nicht auf Dauer künstlich stark besser halten als du bist. Wenn man das nicht einsieht, tritt man selber auf der Stelle und wird niemals weiterkommen.
Und jetzt werde ich das mit Zahlen untermauern und dann zu meinem Vorschlag kommen. Nehmen wir unconscious. Er hat schon relativ lange konstant eine winrate um 65 %. Laut Heywens These müsste dieser nun sehr stark selektieren, um derart hohe Werte zu erreichen, also Tische meiden, an denen starke Gegner und/oder schlechte Mates sitzen und nur Gurken oder tolle mates bespielen. Wenn ich mir jedoch die mittlere Gewinnrate seiner Gegner anschaue und mit der mittleren Rate seiner mates vergleiche, dann sehe ich, dass die Differenz < 1 % ist. Unconscious Mitspieler sind also im Mittel nur geringfügig besser als seine Gegner. Daraus lässt sich schließen, dass die hohe Gewinnrate durch seine spielerischen Qualität bestimmt wird und nicht durch Hexerei. Im übrigen
@Heywen : bei dir ist das etwa genauso. Du jedoch generierst mit dem gleichen Verhältnis „nur“ 56 % Gewinnrate, derweil unconscious auf 65 % kommt. Wie soll das nun entstehen, außer durch seine spielerische Qualität? Ihr spielt mit dem gleichen Mitteln, aber er generiert damit eine um etwa 10 % höhere Gewinnrate.
Nochmal: Wenn ich nicht weiß, was ich nicht weiß und was ich nicht kann, dann versteht ich nicht, warum andere etwas besser können. Wäre es so einfach, dass man alles mit etwas Übung durchblickt und dann erkennt und abstellt, dann könnte sich jeder ein paar Replays anschauen und alle wären ruckzuck gleich gut. Das wird aber nie passieren. Der Teufel steckt im Detail und diese Details sieht man nicht.
Ich habe das bei mir auch schon etliche Male beobachtet. Man denkt, man kann etwas und versteht nicht, wieso es bei anderen besser läuft. "Muss eine geheime Zutat sein, auf jeden Fall nicht koscher das Ding". Wenn man ein paar Jahre später deutlich weiter ist, versteht man, was damals das Problem war und kann es dann wirklich- so lange bis einer kommt, der es noch besser kann... Das Problem ist, solange man die Mechanismen nicht checkt, kommt man nicht weiter.
Wie wäre es, wenn wir eine „bereinigte Winrate“ statt dieser sinnlosen „adj. Winrate“ einführen, bei der wir die winrate eines jeden um die Differenz der Winrates aus Gegnern und Mitspielern bereinigen? Nicht jedes Spiel, aber zum Beispiel alle 100 Spiele.
Mal angenommen, man erreicht 65 % Winrate, bei +5% höherer Winrate der Mates gegenüber der Gegner. Dann ist die Winrate rechnerisch um 2,5 % zu hoch (65 % GW Spieler + 55 GW Mate)*1/2 = 60 % Gesamtgewinnquote als Erwartung; wäre der Mate jedoch nur genauso stark wie die Gegner, würde man zusammen "nur" auf 57,5 % Gesamtgewinnquote kommen. Alle 100 Spiele könnte die Quote doch angepasst werden, in dem der Spieler das Delta der Über- oder Unterbewertung selber trägt. Also: Spieler spielt ab Spiel 101 Spielen nicht mit 65 % weiter, sondern mit 62,5 %. Nach 200 Spielen schaut man erneut.
Dann spielt es auch keine Rolle mehr, ob jemand rausgeht oder nicht. Er könnte nur noch mit den Besten der besten Spieler spielen, aber es würde nichts bringen, weil seine Gewinnrate dann massiv korrigiert werden würde.